1.  Einleitung

In regelmäßigen Abständen wird in den Medien erwähnt, dass die Umsätze der Unterhaltungsindustrie stark rückläufig seien, wofür hauptsächlich das unautorisierte Austauschen und Vervielfältigen verschiedenster - eigentlich urheberrechtlich geschützter- Werke verantwortlich gemacht werden.

Die Möglichkeiten für diesen kostenlosen Austausch schaffen spezielle Computerprogramme, die das Internet als Übertragungsmedium intensiv nutzen. Besonders stark betroffen ist die Musikindustrie, aber auch Filmproduzenten, Softwarefirmen und Buchautoren spüren deutliche Einkommensdefizite. Sie alle haben Arbeit investiert, um etwas zu erschaffen, was sie auf Datenträgern verkaufen oder zum kostenpflichtigen Download anbieten wollten; die potenziellen Käufer allerdings beschaffen sich diese Werke kostenlos über so genannte Internettauschbörsen. Hierbei besteht das eigentliche volkswirtschaftliche Problem darin, dass es kaum noch jemanden geben wird, der gewillt ist, geistige Werke zu schaffen, wenn er weiß, dass er dafür nicht entlohnt wird bzw. seinen Lebensunterhalt damit nicht finanzieren kann. Die Eigenheit solcher Güter ist nämlich, dass sie zwar aufwendig zu erstellen sind, aber dann, obwohl vom Ersteller nicht gewollt, über das Internet nahezu kostenlos vervielfältigt werden können. Beim klassischen Tonträgermarkt konnte man das Produkt nur denjenigen zugänglich machen, die bereit waren, die Tonträger zum geforderten Preis zu kaufen; es gab somit Ausschließbarkeit vom Konsum. Doch nach dem Aufkommen der Tauschbörsen ist diese Ausschließbarkeit nicht mehr gewährleistet, so dass man ein Versagen des privaten Marktes vermuten kann. Informationsgüter können durchaus als öffentliche Güter bezeichnet werden, denn bei ihnen liegen weder Ausschließbarkeit noch Rivalität im Konsum vor, was ein staatliches Eingreifen nahe legen würde. Die Inhalteindustrie versucht jedoch die Ausschließbarkeit mit technischen Mitteln wieder herzustellen. Auf die genauen Definitionen der Gütertypen wird die Arbeit ebenso eingehen wie auf die Erfolgschancen der Inhalteindustrie.

Diese Arbeit geht weiterhin der Frage nach, ob tatsächlich die Tauschbörsennutzung verantwortlich für die großen Umsatzrückgänge ist. Wenn sich diese Frage bejahen lassen sollte, so muss nach Lösungen gesucht werden, die sicherstellen, dass eine volkswirtschaftlich optimale Menge an Informationsgütern geschaffen und konsumiert wird. Diesbezüglich ist zu prüfen, ob es Geschäftsstrategien gibt, die es weiterhin ermöglichen, Gewinne in diesem Wirtschaftszweig zu erzielen. Anderenfalls wäre ein staatliches Eingreifen in Betracht zu ziehen. In diesem Zusammenhang werde ich hauptsächlich auf den Spezialfall der Musikindustrie eingehen, viele der Erkenntnisse lassen sich jedoch auch auf andere Bereiche übertragen, worauf ich an den entsprechenden Stellen hinweisen werde.

Zu Beginn möchte ich einen Überblick über das Urheberrecht in Deutschland und einigen anderen Ländern geben. Hierbei lege ich den Schwerpunkt darauf, welche Werke unter welchen Bedingungen vervielfältigt werden dürfen. Danach nenne ich die technischen Möglichkeiten der Datenübertragung. Anschließend gehe ich auf die aktuelle Praxis der Durchsetzung von Urheberrechten und die sich daraus ergebenden Schwierigkeiten ein. Im nächsten Kapitel werden dann mögliche Anreizstrukturen analysiert, die Nutzer dazu veranlassen, urheberrechtlich geschützte Werke entweder zu kaufen oder kostenlos über Tauschbörsen zu beziehen. Das letzte Kapitel versucht, akzeptable Lösungen für alle Beteiligten zu finden.

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